Man braucht heute keine Haremsdamen mehr, um traditionellen türkischen Kaffee zuzubereiten. Die Syrer hatten die schwarze Bohne Mitte des 16. Jahrhunderts in die Hauptstadt des Landes gebracht, und rasch entbrannte am Hof ein echter Kaffee-Boom. Rituale des Kaffee-Zubereitens wurden entwickelt und ganze Wettbewerbe ins Leben gerufen, bei denen die Männer beurteilen mussten, welche Haremsdame den besten Kaffee zubereitet hatte.
Heute gehört Kaffee zur türkischen Lebensweise, und immer noch sind Kaffeehäuser, sogenannte Pastane, gesellschaftlicher Treffpunkt für kultivierten Genuss des schwarzen Koffeingetränks. Türkischer Kaffee zeichnet sich jedoch nicht durch Verwendung einer speziellen Sorte aus. Seine besonderen Merkmale liegen in der sehr ungewöhnlichen Zubereitung. Mag er auch in einer Espresso-Tasse serviert werden, so hat er doch mit klassischem Espresso wenig gemein. Besonders fein gemahlenes Pulver ist die Voraussetzung für die Zubereitung des traditionsreichen Getränkes.
Kaffeepulver wird zusammen mit Wasser, Zucker und dem traditionellen Gewürz Kardamom erhitzt, bis sich feiner Schaum bildet. Das ist das Zeichen für eine gelungene Zubereitung. Bleibt der Schaum aus, hat man etwas falsch gemacht. Nach Genuss der ersten Tasse wird der verbliebene Kaffeesatz traditionell auf den Unterteller gekippt, um in geselliger Runde die Zukunft vorauszusagen. Das Ritual des Kaffeesatzlesens ist dabei fast so alt wie die Zubereitungsmethode türkischen Kaffees selbst. Vorsicht allerdings ist geboten, wenn die zukünftige Gattin den Kaffee zubereitet: Hier könnte es passieren, dass man statt des Zuckers weniger bekömmliches Salz in seiner Tasse wiederfindet. Das nämlich ist ein Zeichen, dass sich die Braut umentschieden hat.
Übrigens: Wer türkischen Kaffee zusammen mit Freunden trinkt, kann sich angeblich sicher sein, dass er mit ihnen ganze 40 Jahre verbunden bleibt. Hier sollte man also vorher überlegen, mit wem man seinen Kaffee teilt, bevor man mit den Spätfolgen hadert… ;-)