Historischer Hintergrund
Kaffee ist nach Erdöl das zweitwichtigste Handelsgut der Welt. Doch der beliebte geistige Schmierstoff hat ein dunkles Geheimnis. Die Türken erkannten es als erste: 1683 belagerte der Großwesir Kara Mustafa mit 75.000 Soldaten Wien. Die Stadtbewohner wollten bereits aufgeben, da rückte endlich das Entsatzheer an und schlug die Osmanen in die Flucht. Ein Sprachkundiger namens Georg Franz Kolschitzky, Dolmetscher der orientalischen Handelskompanie in Belgrad, der sich durch die feindlichen Linien durch zu Polens König geschlagen und das Entsatzheer angefordert hatte, hatte als Retter Wiens erste Wahl bei der Beute. Er verschmähte Gold, Waffen und andere Utensilien. Lediglich Säcke mit braunen Bohnen, mit denen niemand etwas anzufangen wusste, beanspruchte er für sich. Kolschitzky kannte diese Kaffeebohnen von seinen Reisen in die Türkei. Zusätzlich bekam er auf Grund seiner Leistungen 1686 zusammen mit zwei anderen Kriegsteilnehmern das Privileg des Kaffeeausschanks in Wien verliehen. Jahre später eröffnete er eines der ersten Wiener Kaffeehäuser.
Was in Wien erfolgreich begann, wurde in Konstantinopel verboten: Bald nach dem Rückzug Kara Mustafas ließen die Machthaber alle Kaffeehäuser in der türkischen Hauptstadt schließen, denn sie befürchteten, dass die Bürger – unzufrieden über den Ausgang des Feldzugs – einen Aufstand anzetteln könnten. Ohne es wissenschaftlich oder empirisch belegen zu können, erahnten die Türken bereits das Wesen des schwarzen Elixiers:
Kaffee ist ein Aufwiegler, eine Droge der Revolution!
Auf den ersten Blick ist es kaum zu glauben, doch die Geschichte beweist: wo der schwarze Aufmunterer erschien, war eine Revolution nicht weit. Kaffee wurde auffällig oft vor politischen oder ökonomischen Veränderungen für die Masse erschwinglich. So ist die erste funktionierende demokratische Verfassung ein Meisterstück des Kaffees.