Die Zivilisation des europäischen Altertums und des europäischen Mittelalters kannte nur Betäubungsmittel wie Wein, Bier und Most. Es gab keine Ernüchterer. Noch kurz vor der Französischen Revolution begann der Tag der Bürger mit Bier. Und endete damit: Den Frühtrunk bildete Suppenbier, zu Mittag gab es Fisch und Wurst in Bier gekocht und abends warmes Eierbier, Rosinenbier oder Zuckerbier. Man traute der Reinheit des Biers mehr als dem oft verseuchten Trinkwasser. Alkohol vermehrte vor allem das Phlegma und half über die Frustrationen der Monarchie hinweg. Über Nacht jedoch verwandelten sich Weinschenken zu Kaffeetavernen. Die Stätten der Vernebelung wurden plötzlich zu Orten des Nachdenkens, Diskutierens und Fragenstellens.

In Paris wuchs die Zahl der Kaffeehäuser rapide, um 1780 waren es bereits über 800. Die Aufwiegler trafen sich nun – statt bei verklärendem Bier – beim aufputschenden Kaffee. Niemals zuvor spielte sich die Weltgeschichte so sehr im Kaffeehaus ab: Es wurde gestritten, konferiert und ausgeheckt, dem Sturm auf die Bastille ging unmittelbar eine Rede von Camille Desmoulins von einem Tisch des Café de Foy voraus. Kaffee war der Auslöser zur kollektiven Ernüchterung, und der Beginn der Aufklärung wurde durch einen Geruch geprägt: durch den Duft des Kaffees.

Amerikanischer Unabhängigkeitskrieg, Französische Revolution oder Aufbegehren gegen Metternich – immer boomten kurz zuvor Kaffee und Kaffeehaus. Ein Zufall?

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