In England eröffneten um 1650 in London die ersten Kaffeehäuser. Das berühmteste wurde das Haus von Edward Lloyd, das er im Jahre 1688 in der Towerstreet eröffnete. Wie andere Kaffeehäuser wurde es zum Treffpunkt von Geschäftsleuten, darunter solchen, die bereit waren, Risiken im Bereich der Schifffahrt abzudecken. Es wurde zur Gepflogenheit, einen Versicherungsgeber im Kaffeehaus zu suchen, da dort mehr als ein Anbieter zu finden war.

Die Lage von „Lloyd’s Coffee House“ am Ufer der Themse war sicherlich ausschlaggebend dafür, dass sich hier vorwiegend Kapitäne, Reeder und Ladungsinteressenten trafen. Diesen Herren, die sich dem Handel und Transport von Waren verschrieben hatten, bot Edward Lloyd – neben leiblichen Genüssen – einen speziellen Service: Das große Interesse seiner Kundschaft nach Schiffspositionen veranlasste ihn, Segellisten, Listen mit aktuellen Schiffsuntergängen und ähnliche Schiffsnachrichten aus der ganzen Welt am schwarzen Brett seiner Gaststätte zu veröffentlichen. Diese Nachrichten waren die Vorläufer von Lloyd’s List, einem täglichen Schifffahrtsbericht, den es noch heute als weltweit führende Zeitung in der Frachtbranche gibt.

1691 verlegte Edward Lloyd sein Kaffeehaus vom Hafen in die Lombard Street, was ihm den Verlust einiger Stammtische von Kapitänen und Hafenleuten, auf der anderen Seite aber den Gewinn der Kundschaft einflussreicher Kreise der Schiffsmakler und Versicherer einbrachte. Hier begann die Entwicklung dieses Kaffeehauses zum größten Versicherungsmarkt der Welt.

Die Geburtsstunde von Lloyd’s List hat Edward Lloyd nicht mehr erleben dürfen. Nach seinem Tod 1713 kam es zu häufigem Besitzerwechsel des Kaffeehauses. Im April 1734 erschien die erste Ausgabe von Lloyd’s List, herausgegeben von Richard Baker, dem damaligen Inhaber von Lloyd’s. Lloyd’s List diente hauptsächlich den Schifffahrtsinteressen, namentlich dem Versicherungswesen, dessen Vertreter Lloyds Rooms zum Mittelpunkt ihrer Geschäfte machten.

Das daraus entstandene und heute weltweit bekannte Londoner Unternehmen Lloyd’s versteht sich selbst nicht als Versicherungsgesellschaft, sondern als Marktplatz. Denn was die wenigsten wissen: Unter dem Label Lloyd’s arbeiten viele Broker und Agenturen auf eigene Rechnung als Franchisepartner des Traditionsunternehmens.

So hat das größte Unternehmen der Versicherungsbranche seinen Ursprung in einem Kaffeehaus. Dass Kaffee aufgrund des Koffeins wach halten und somit den Verstand schärfen kann, ist uns schon bekannt. Wenn dazu noch die Zeit reif ist für einen Geschäftsmann mit einer guten Idee, kann aus dieser Kombination eine erfolgreiche Unternehmens-Geschichte geboren werden. Wie schön!

Alex

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