«Café Heimat – Die Geschichte meiner Familie» heißt nach rund zwei Jahren das Ergebnis der sehr emotionalen Suche nach ihren Wurzeln und nach sich selbst, das jetzt im Ullstein-Verlag erschienen ist. Nicht nur Kaffee, sondern auch viel Tee hat Louise Jacobs bei der Arbeit an dem Buch getrunken, und viel gereist ist sie auch: nach Arizona, New York, Lissabon, Rio de Janeiro oder Bremen und München, wohin es ihre Verwandten und Weggefährten ihrer Familie verschlagen hat.
«Mir wurde zunehmend bewusst, dass ich sehr wenig über die Vergangenheit meiner Familie weiß – und dagegen wollte ich etwas tun«, sagt die Jungautorin. Über frühere Generationen sei in ihrer Familie kaum gesprochen worden. «Das waren verschlossene Türen.» Auf den Spuren dieser Generationen sprach sie mit Verwandten, zu denen sie vorher kaum Kontakt hatte, Weggefährten ihrer Großeltern, wühlte in Archiven, durchforstete Briefe und Pressematerial, sichtete Werbespots für die «Krönung» und das «Verwöhnaroma». Sie selbst habe eine «Achterbahn der Gefühle» erlebt, vor allem als sie in Archiven las, welche Erniedrigungen ihre Vorfahren vor der Emigration aus Nazi-Deutschland erfuhren.
Nicht von allen Familienmitgliedern erhielt sie Unterstützung für ihr Projekt, berichtet sie, nicht immer waren die Gespräche mit Onkel oder Tanten einfach. «Mein Großvater, dem seine Firma über alles ging, war ein solcher Patriarch, dass es seine Kinder nicht immer einfach hatten«, sagt Louise Jacobs.
Nur der älteste Sohn Klaus stieg in das erfolgreiche Kaffee- Familienunternehmen ein. Dessen Grundstein wurde Ende des 19. Jahrhunderts von Walthers Onkel Johann in Bremen gelegt. Rund 100 Jahre später wurde die Firma an einen US-Konzern verkauft. Louise Jacobs selbst sah ihren Großvater – der auch noch eine Rennpferdezucht aufbaute – nur bei Familienfesten. Ihre schon 1977 gestorbene Oma Lore kannte sie gar nicht.
Nun habe sie Walther mit allen Stärken und Schwächen etwas besser kennengelernt und bedauert, dass sie sich nicht mehr persönlich mit ihm auseinandersetzen konnte. Sehr ans Herz gewachsen ist ihr auch ihr jüdischer Urgroßvater Jessurun, der mit seiner Familie zunächst nach Portugal und dann nach New York emigrierte, wo es die einst wohlhabende Familie nicht leicht hatte, Fuß zu fassen. Ihre Urgroßmutter Else, die zuvor »in ihrem Leben keinen Handschlag hatte tun müssen, um Geld zu verdienen“, nahm zunächst das Heft in die Hand und kam durch eine Arbeit in einer Textilfabrik für den Lebensunterhalt auf. Zwei Töchter, Eva und Ann, zogen die beiden groß.
Die 23-jährige Louise Jacobs selbst ist über die Schweiz, wo sie mit fünf Geschwistern aufwuchs und sich nie heimisch fühlte, und die USA, wo sie ein Jahr zur Schule ging, in Berlin angekommen. Dort machte sie Abitur. Studieren wollte sie nicht. «Ich war immer auf der Suche, bis ich mit dem Buch angefangen habe», sagt sie. Dass sie weiter schreiben und dadurch «etwas mitteilen» will, steht für sie fest. «Jetzt, wo das Buch da ist, kann ich wieder einigermaßen klar denken. Aber um etwas Neues anzufangen, ist es noch zu früh.»
Verkauft hat sich ihr Debütwerk auch schon: Ihre Großmutter mütterlicherseits, Ann, die 1960 nach Stationen in den USA und Managua nach Bremen zurückkehrte, besorgte sich gleich 14 Bücher, berichtet die Autorin, und verschickte sie in alle Welt.
Quelle: freiepresse.de
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