Ein bezaubernder Abend und eine beeindruckende Röster-Familie

Eine ganz besondere Veranstaltung im Meraner Land war der Auftakt zum Besuch der Rösterei Schreyögg in Partschins. Am 17. Juli freuten wir uns auf die Einladung von Peter Schreyögg und seinem Sohn Stefan auf das Schloss Katzenzungen zur Eventreihe „Sterne, Schlösser, Almen“. Feinschmecker werden gemeinsam von 5 Sterneköchen an 5 Gala-Abenden in bezaubernder Kulisse bewirtet. Der in Südtirol seit 1890 beheimatete und sehr bekannte Traditionsröster Schreyögg ist einer der Sponsoren dieser exklusiven kulinarischen Veranstaltung auf 5 Burgen und Schlössern. Schreyögg Senior und Junior holen uns im Hotel ab und gemeinsam mit Freunden der Familie fahren wir in die Berge.

Eingerahmt in die schöne Berglandschaft empfängt uns Schloss Katzenzungen fast ein wenig trutzburgig und wehrhaft. Erstmals 1244 urkundlich festgehalten, wurde Castel Katzenzungen aus den Händen Henricus de Cazenzunge weitergereicht an das Adelsgeschlecht der Herren von Fink und von Schlandersberg, welche auch die älteste und größte Rebe Europas – “Versoaln” – anpflanzte, die wir bei Apperitiv und amous geul bewundern. Hier weitere Infos zum Weinstock.

Eine kleine Schauspielgruppe vermittelt auf unterhaltsame Weise geschichtlichen Hintergrund zum Schloss. Wir strengen uns an den Mix aus südtiroler Deutsch, Italienisch und Englisch zu verstehen. Dann schreiten wir über einen langen roten Teppich dem Eingang entgegen und sind gespannt auf das Menu. Jeder Gang wurde von einem Sternekoch kreiiert und das Ergebnis hält, was es verspricht. Begleitet wird das Menu von entsprechend sehr guten Weinen, die auch vom ganz in der Nähe gelegenen Schloss Juval kommen, das u.a. Wohnsitz des Bergsteigers Reinhold Messner ist.

Istituto Nazionale Espresso Italiano

Wir geniessen und plaudern in angeregter und netter Atomosphäre. Gesprächsthema ist unter anderem auch die gerade durchgeführte Zerifizierung der Sorten Schreyögg Exquistit und Bio Espresso vom Istituto Nazionale Espresso Italiano. Laut Stefan Schreyögg handelt es sich um mehr als eine einmalige Zertifizierung. Es ist vielmehr ein Siegel für einen konstanten Qualitätsanspruch an einen „echten“ italiensichen Espresso. Und dazu gehören neben erstklassigen Bohnen auch erstklassige Röster und Röstmaschinen. Für das Produkt in der Tasse setzt sich der Zertifizierungsprozess fort mit Prüfung der Siebträgermaschinen und Mühlen und vor allem der gut geschulten Barista, die aus dem Produkt nach festgelegten Richtlinien das schwarze Gold zaubern. Schreyögg unterstützt das Institut bei Ausbildung und Prüfung mit seinem Schulungszentrum.
Kröndender Abschluss ist der Genuss eines Schreyöggs Kaffees in der uralten Küche des Schlosses. Danach werden wir in beschwingter Laune wieder zurück in unser Hotel gebracht. Ein überaus gelungener Abend geht zu Ende.

Der nächste Tag

Am nächsten Morgen steht die Besichtigung der Rösterei an. Wir fahren die nur knapp 500m zur Rösterei Schreyögg und sind schon von der Größe des Gebäudes überrascht.

Der repräsentative Eingangsbereich empfängt den Besucher mit einer sehr großen Sammlung alter Caffetierras (Herdkannen). Peter Schreyöggs Sammel-Leidenschaft lässt den Besucher so durch gefühlte 120 Jahren Kaffeegeschichte wandern.

Die Schreyöggs begrüßen uns herzlich und es geht sofort mit dem Junior auf eine interessante Tour durch die Rösterei. Leider bleibt uns die Schutzkleidung, insbesondere die attraktive Kopfhaube, nicht erspart, denn Sauberkeit und Hygiene werden hier ganz groß geschrieben. Aber gut, was muss das muss. Stefan Schreyögg weist uns noch darauf hin, dass Fotos in der Produktion nicht erlaubt sind. Wir beginnen die Reise in dem sehr großen Rohkaffeelager.

Die meisten Sorten werden etwas unromantisch in quadratischen Plastik Big Packs mit einem Fassungsvermögen von einer Tonne angeliefert. Varietäten, die in geringerem Umfang für die Mischungen benötigt werden, noch traditionell im Jutesack.
Ganz lustig in diesem Zusammenhang, dass die meisten Rohkaffees aus unserer Heimat Hamburg den Weg nach Südtirol finden. Genua und Triest sind zwar seit jeher die großen italienschen Umschlagplätze für Kaffee, aber dadurch, dass dort mehr Waren importiert als exportiert werden, müssen die Schiffe häufig Leerfahrten in Kauf nehmen, was wiederum die Transportkosten erhöht. Stefan Schreyögg ist mit der Qualtiät und der Zuverlässigkeit der deutschen Rohkaffee-Importeure sehr zufrieden. So kommt der Kaffee aus Hamburg dann veredelt wieder zu uns zurück.

Im Maschinen Raum

Für den nächsten Raum benötigt man eigentlich Ohrenschutz, so laut arbeiten die großen Maschinen. Computergesteuert wird der nach italienischer Art langsame und schonende Röstprozess überwacht. Jede penibel kontrollierte Rohkaffee-Qualität erhält ihr eigenes Röstprofil, dass die Aromen der jeweiligen Sorte voll zur Geltung bringt. Erst danach werden die Anteile der Sorten im festgelegten Mischungsverhälnis zusammengestellt.

Ein ausgeklügeltes Verfahren überprüft nach der Röstung Größe, Gewicht und Bräunungsgrad jeder einzelen Bohne. Wer den Anforderungen nicht entspricht, wird aussortiert. Andere Röster verwenden diese Bohnen noch für minderwertige Eigen-Mischungen. Schreyöggs Qualtiätsanspruch lässt dies nicht zu. Die Ausschussbohnen verkauft Schreyögg an andere kleine Röster. Ein weiterer Verfahrensschritt identifiziert Fremdkörper wie z.b. kleine Steinchen in den Kaffees, was bei einem Naturprodukt vorkommen kann, aber für eine Kaffeemühle nicht wirklich gut ist. Seit Einführung dieses Gerätes sind Verunreinigungen dieser Art so gut wie auf 0 geschrumpft.

Der nächste Raum führt uns zu den Verpackungsanlagen. Schreyögg hat als einer der wenigen Röster keine simple Schlauchfolie als Verpackung für die KG-Kaffeebeutel sondern eine aufwendige 4-Kant-Verpackung, bei der die Beutelnaht in einer der Kanten verläuft. Dies dient der besseren Präsentation dieser hochwertigen Kaffees mit identischer Präsentationsfläche auf Vorder- und Rückseite.
Zur Produktion gehört auch eine eigene Maschine für die Herstellung von ESE-Pads. Alle Räumlichkeiten sind peinlichst sauber und ordentlich. Nichts liegt herum, alles macht einen aufgeräumten und überaus durchdachten Eindruck auf uns.
Stefan Schreyögg präsentiert sein Unternehmen genauso locker wie kompetent. Abschluss der fertigen Produktion ist das Hochregallager mit unzähligen Paletten der Kaffeekartons, die auf Ihren Bestimmungsort warten. Unter anderem Espresso International in Hamburg. Mit der Rohrpost landen unsere Bestellaufträge aus dem Büro hier unten in der Konfektionierung und werden entsprechend zusammengestellt. Das MHD wird auf dem Lieferschein mit ausgewiesen. Schreyögg gehört zu den wenigen Röstern, die sich von nur 1 Jahr MHD nicht abbringen lassen. Frische ist eben wichtig. Aus genau diesem Grund stellen wir uns auch nicht 10 Paletten ins Lager, sondern ordern lieber öfter frisch gerösteten Kaffee. Auch wenn dies leider mit Mehrkosten verbunden ist.

Schreyögg ist ein zertifizierter Kaffee Händler

Was wir nicht wussten ist, dass Schreyögg zertifizierter Händler mit angeschlossener großer Reparaturwerkstatt für diverse Maschinen-Hersteller wie z.B. Cimbali ist. Über 2.500 Caffes, Restaurants und Bars profitieren von dem guten Service. Ca. 5.000 Repartur- und Wartungs-Einsätze stemmen die Techniker im Jahr.
Nach der interessanten Rundreise übergibt uns Stefan wieder an den Senior. Wir gehen gemeinsam in das Schulungszentrum der Kaffeerösterei. Es erwartet uns ein perfekt ausgestattete kleine Bar und ein Schulungsraum.

Die Bilder an der Wand erzählen von der Geschichte der Rösterei, die nun in der 4.Generation in Familienhand ist. Interssant ist ein Zeugnis aus dem Jahre 1929, das dem Gründer Josef Schreyögg von Alois Dallmayer in München ausgestellt wurde. Dallmayer findet darin nur gute Worte für seinen fleissigen Voluntär.
Gemeinsam erörtern wir mit Vater und Sohn ein neues Projekt, dass die Rösterei Schreyögg zu Weihnachten plant; sortenreine Arabicabohnen aus Nicaragua von einer ganz kleinen Plantage werden exklusiv und limitiert so geröstet, dass diese Sorte sowohl als kleiner Espresso als auch im Kafffeevollautomaten als verlängerter Kaffee genossen werden kann. Erlöse aus dem Verkauf gehen direkt an eine karikative Einrichtung vor Ort. Eine schöne Idee wie wir finden.

Der Chef persönlich legt Hand an

Peter Schreyögg lässt es sich nicht nehmen diese Bohnen mit uns gemeinsam zu verkosten. Wir gehen zurück in die Werkstatt und können den Chef persönlich beim Justieren, Wiegen, Verkosten und wieder Justieren beobachten.

Das Ergebnis überzeugt uns. Wir bestellen schon jetzt zum Jahresende von dieser Rarität 120 kg für unsere anspruchsvollen Kunden.

Video

Wir bemerken wieder einmal, wie wichtig der persönliche Kontakt zu den Röstern für eine gute Geschäftsbeziehung ist. Wir sind tief beindruckt von dieser so perfekt geführten Rösterei und danken der Familie Schreyögg für die herzliche Aufnahme, die großzügige Bewirtung und die lehrreichen Stunden vor Ort.

Alex